das Ich erschaffen

Los Lassen ist eine Kunst die gelernt werden kann

Die Natur scheint im tiefen, todesgleichen Winterschlaf zu sein. Die Silhouette der (Laub)bäume erheben sich skelettartig gegen den Nebel, die Kälte und die Dunkelheit.

Doch die Natur scheint nur leblos.

Während die Blätter des alten Jahres, durch abermillionen von Mikroorganismen zu Dünger für das Neue Jahr dem Erdboden gleich gemacht werden, schlafen die neuen Knospen schon dicht gedrängt und gut geschützt am Ast und warten auf den wachsenden Licht und WärmeImpuls sie zu wecken.

Ähnlich wie während unserer scheinbar unproduktiven Schlafstunden, unser Organismus unbemerkt von unserem Bewusstsein auf Hochtouren arbeitet, so bereitet sich die Natur unbemerkt von dem oberflächlich schauenden Beobachter nahtlos auf das nächste Jahr vor.

In einigen Tagen beginnt ein neues Sonnenjahr.

Und still und heimlich legt die Natur die Energiereserven für das neue Aufblühen und Leben sprießen des Frühjahrs an.

Da wir Menschen ein Teil der Natur sind, gelten für uns ähnliche grundlegende Gesetzmäßigkeiten oder Naturgesetze.

Unser Organismus nimmt Helligkeit und Temperatur als Gradmesser über die Augen und die Haut wahr und passt entsprechend die Chemie im Körper an, was wiederum eine Auswirkung auf unseren Energiehaushalt hat.  

Wir können uns diese Umstände zunutze machen und unsere Kognition und Emotion mit ins Boot holen. Dadurch richten wir alle unsere drei Ebenen, Denken, Fühlen, Handeln auf unsere Lebensvision aus und lenken die Lebens- und Existenzenergie zielgerichtet – wir setzten sozusagen die Segel so in den Wind, dass wir mit mehr Leichtigkeit durch Leben segeln und unsere Ziele erreichen.

Was bedeutet das nun de facto oder im Alltag?

Eine Möglichkeit möchte ich in diesem Artikel vorstellen.

Die Magie des „Altes Los Lassens“ als Dünger für Neues nutzen

Bevor wir Neues in Style begrüßen können, macht es Sinn Altes Los zu lassen.

Um Raum für Neues zu schaffen, müssen wir Altes, Kaputtes, Unbrauchbares oder nicht mehr Passendes ausmisten. Das ist nicht nur in unserem Schrank der Fall, sondern auch in unserem Leben, in unserer Psyche, in unseren Gewohnheiten, in unserem Umfeld usw.  

Tatsächlich ist Ordnung davon abhängig das wir ab und an ausmisten, denn Ordnung hat Platz und Übersicht als Grundlage.

Wer also mehr Leichtigkeit und Übersicht im Leben erschaffen möchte sollte jetzt aufmerksam weiterlesen.

Rituale, Meilensteine und Glitzermomente

Rituale geben Halt, Richtung und schaffen Magie im Alltag.

Früher haben Religionen genau dieses Bedürfnis erfüllt im Leben der Menschen. Heute, behaupte ich mal so, sind wir alt genug uns selbst einen persönlichen Rahmen zu geben in denen wir uns sicher, geborgen und gelenkt fühlen.

Wir können unsere eigenen Rituale, Meilensteine und Glitzermomente festlegen und erschaffen.  

Und eines meiner Lieblingsrituale möchte ich euch hier vorstellen.

Da ich, wie die meisten Menschen jemand bin der die Natur und die Elemente sehr liebt (Erde, Wasser, Feuer, Luft) mache ich mir diese zu nutze, um Emotionen zu generieren – denn tatsächlich ist es für ein gelungenes Ritual grundlegend wichtig, dass es starke Gefühle und Emotionen generiert.

Gefühle und Emotionen sind die benötigte Energie um uns aus dem Ist-Zustand in den gewünschten  Ziel Zustand zu bewegen – der Beweg-Grund. Je mehr wir diese Energie generieren und halten (sprich langfristig fühlen) können, desto weiter (oder schneller) kommen wir mit dem vor uns liegenden Plan.

Fehlt diese Energie passiert nichts bis wenig und unser Leben bleibt im Grunde immer gleich.

Für dieses Ritual nutzen wir die reinigende, ja vernichtende Kraft des Feuers, denn wir möchten Raum für das Neue schaffen und reinigen was nicht mehr zu uns gehört.

Das große Sonnenwend Feuer Los Lass Ritual

7 Tage vor der Winter SonnenWende schreibe ich mir jeden Tag etwas auf, das ich los lassen und hinter mir lassen möchte.

Ich spüre meine Trauer, meinen Frust, meine Wut, meinen Schmerz – als tiefgreifendes, komplexes Trauma Überlebende vor allem meinen Schmerz. Wenn er hochkommt lasse ich ihn ungefiltert zu – manchmal steige ich liebevoll und geduldig mit mir selbst, nochmal so richtig tief in den Schmerz rein, damit ich meine Verzweiflung, meinen Schmerz den ich gefühlt habe wahr nehme – mich selbst darin wahr – ernst nehme.

In diesem Gefühl schreibe ich alles raus was damit zu tun hat auf das Papier in den Computer oder nehme es auf.

Ich schreibe und rede es mir von der Seele, um es poetisch auszudrücken.

Ich schreibe und rede ungefiltert, roh, ohne Punkt, Komma, Rechtschreibung, Bewertung und manchmal sogar ohne erkennbaren Sinn. Oftmals, gerade wenn es sehr verletzende Themen sind die ich rausschreibe kommen einfach nur Wörter raus die ich aufschreibe aber vor allem tippe oder als Video oder Sprachdatei aufnehme.

Es muss nicht Sinn machen – es muss sich nur befreiend anfühlen.

Dabei ist das bloße sich Erlauben es laut auszusprechen oder es aufzuschreiben Teil des Transformationsprozesses. Denn vor allem wenn man komplexes, tiefgreifendes und verdecktes Trauma erlebt hat, bedeutet Los Lassen im ersten Schritt es überhaupt erst Mal als solches zu erkennen und benennen (zu dürfen) vor allem vor mir selbst.

Alles was danach folgt ist nur das Ritual, das uns helfen soll tiefgreifender, klarer und geräumiger zu fühlen. Uns SELBST in diesem ganzen Prozess zu fühlen und (uns SELBST) WAHR zu nehmen. Vor allem uns als Handelnde – Täter zu fühlen – aus der Opferrolle raus, rein in das selbst bestimmte Denken, Fühlen und HANDELN.  

Und

ALLES was weh tut darf raus!

Jeden Tag – 7 Tage lang!

Manchmal hat man mehr als was 7 Tage halten könnten – gerade, wenn man am Anfang seiner Transformations-Reise steht. Dann finde ich es wichtig sich auf die 7 größten oder schwerwiegendsten Themen zu fokussieren.

Manchmal sind es weniger als 7 bewusste Themen. Dann können wir die vorhandenen Themen wirklich gründlich vertiefen und das Gefühl des LosLassens und vor allem der Dankbarkeit tiefgreifender üben.

Und manchmal ist es so viel, so diffus, dass es Sinn macht sich wenige Themen bewusst aus zu suchen und nur 1 oder 3 anzugehen aber dafür sich die Zeit zum Wahrnehmen, Erkennen, Benennen, Annehmen, Ausmisten und Loslassen ganz gewusst und in Ruhe zu geben.

Je mehr Fokus wir generieren können, je stärker wir unsere Gefühle fühlen können (weil wir nicht zu viel auf einmal angehen) desto tiefgreifender und nachhaltiger ist der Effekt.

Alles was weh tut darf raus!

Feuer verwandelt alles zu Asche und der Wind trägt es davon

Am 7ten Tag schreibe ich handschriftlich zu jedem Thema das ich aufgearbeitet habe ein Stichwort oder einen Satz auf ein Blatt Papier auf.

Dieses Blatt wird dann Teil meines Feuer Rituals.

Denn

Am 7 Tag – dem Tag der Winter Sonnenwende, wenn die längste Nacht sich wieder dem Licht zuwenden möchte – verbrennen wir all unsere Ängste, Sorgen und Zweifel und lassen so das Alte hinter uns, um durch Feuer wiedergeboren zu werden und Raum und Dünger für eine neue Zeit zu schaffen.

Ich persönlich mache dieses Ritual, im Laufe des Tages, für mich alleine, damit ich völlig bei mir sein kann.

Ich räuchere etwas Räucherwerk, spiele ein Lied, das mir hilf meine Gefühle besser zu fühlen, tanze, atme bewusst, halte inne, fühle meine tiefe Dankbarkeit das ich das jetzt loslassen kann und verbrenne das Blatt, zusammen mit etwas Räucherwerk in meinem Räuchertopf. (je mehr Sinne wir gleichzeitig ansprechen, desto tiefer und nachhaltiger kann sich der Impuls, die eingeleitete Veränderung in unserer Existenz ausbreiten und verwurzeln)

Was weh tut darf jetzt gehen und was bleibt ist die Erfahrung, die Stärke, die Liebe, das Wissen (ergänze es ruhig mit deinen eigenen Wörtern, den Schätzen die bei dir bleiben, nachdem du die negative Ladung an Emotionen loslassen konntest.  – Was fühlst du jetzt während das Blatt mit dem Alten in Flammen aufgeht?) 

Neues Willkommen heißen

Abends, wenn ich am großen Sonnenwendfeuer sitze und die Hitze des Feuers spüre und das Knistern der Glut meine Vorfreude auf das was kommen wird entfacht schwelge ich noch etwas in dem Gefühl von leichter Wehmut, Abschied und tiefer innerer Ruhe.

Was bleibt bin ich, voll der unendlichen Möglichkeiten dessen was noch kommen wird aber vor allem was ICH erschaffen werde.

Aber auch meine Dankbarkeit übe, spüre und halte ich, für das was es mich gelehrt hat, für die Erfahrung die mich reicher gemacht hat, stärker, weiser, bewusster, verständnisvoller … denn tiefe echt empfundene Dankbarkeit ist der fruchtbarste Nährboden für den Samen des Neuen.

Und noch während die Asche des Alten noch warm ist, erhebt sich aus dem Rauch des Alten die Silhouette, der Traum des Neuen.

Und ein Traum wird mit einer Strategie zum Plan und ein Plan wird durch Gewohnheiten zur Realität.

  • Der Ast eines Ahornbaumes im Dezember

Wie wir die letzten 14 Tage im Jahr dazu nutzen können die Pfeiler für das Netz des Neuen Jahres auf ein festes Fundament zu setzen, darüber schreibe ich in meinem nächsten Artikel.